Mittwoch, 27. Juli 2011

Hits von gestern: Phil Ochs (II)



Manchmal trifft man sich zweimal.

Vor einem knappen Jahr war der Bänkelsänger schon einmal auf den Spuren des protestfreudigen Folkbarden mit der traurigen Geschichte unterwegs. Da Phil Ochs jetzt aber ein ziemlich gut geschriebener Beitrag im aktuellen Rolling Stone gewidmet ist, er zudem im letzten Dezember 70 geworden wäre und sein Opus Magnum "Pleasures Of The Harbour" im kommenden Jahr seinen 45. Geburtstag feiert, schadet ein wenig mehr Aufmerksamkeit sicherlich nicht.
Hören wir ihm doch einfach noch mal zu:

Donnerstag, 21. Juli 2011

Aufgemerkt: Jeffrey Lewis & Johnny Houx




Doppelpack!

...und das sogar in doppeltem Sinne, denn zweimal "Aufgemerkt!" nacheinander hatten wir auf dem Bänkelsänger noch gar nicht. Dieses Mal geht es wieder um eine Live-Ankündigung bzw. sogar deren zwei, denn sowohl der Anti-Folker und Comicautor Jeffrey Lewis als auch der aus der aus dem Umfeld des fabelhaften Michael Gira stammende Johnny Houx geben sich für einige Konzerte in Deutschland die Ehre. 

Lewis ist der ungestüme und doch liebenswerte Folk-Chaot, der seine Live-Shows stilecht mit Flipcharts illustriert. Musikalisch changiert er dabei zwischen traditionell instrumentiertem Liedgut und experimentierfreudigem angepunkten Folkstückchen, Interessierten sei neben den sicherlich spannenden Konzerten vor allem sein letztes Album "'Em Are I" ans Herz gelegt, das man neben vielen anderen Tonträgern auch über seine Bandcamp-Page beziehen kann.
Die Tourdaten im Einzelnen:

22.07. WETZLAR - Café Vinyl (Jeff & Jack Lewis als Duo)
23.07. BERLIN - Down By The River Festival
24.07. HAMBURG - Soulkitchen Halle (mit Viking Moses und Joey DeMarco)
26.07. LEIPZIG - Kafič
27.07. DRESDEN - Blaue Fabrik
28.07. BREMEN - Spedition
29.07. DARMSTADT - Oetinger Villa


Houx ist weniger ungestüm, eher klassischer augerichtet. Sein letztes Album "Green Period" funktioniert da als Gratwanderer, einerseits trockener Americana-Sound mit Mundharmonika, andererseits aber auch Klänge, die an seinen Mentor Michael Gira erinnern oder auch an alte 60er-Jahre-Heroen oder an John Darnielle oder an....Vielseitigkeit ist Stärke und Schatz zugleich und sicherlich auch ein Grund mehr, sich den Amerikaner live anzusehen oder sich auf Bandcamp-Seite oder Homepage noch mehr Musik einzuverleiben. Und auch hier:
die Tourdaten im Einzelnen:

23.07. BERLIN - Down By The River Festival
25.07. BAMBERG - Live Club
26.07. HEIDELBERG - Café Gegendruck
27.07. MAINZ - Pengland (mit Bender & Schillinger)
28.07. MANNHEIM - Bock
29.07. MÜNCHEN - Rationaltheater (mit Elcassette)
30.07. DRESDEN - Buchbar
31.07. BERLIN - Gallery 129 (mit Cal Folger Day und Miles Manley)
02.08. BERLIN - Fourtrack on Stage im Madame Claude (mit Dan & Rachel und Point Reyes)
03.08. HAMBURG - Hasenschaukel
04.08. BREMEN - tba
05.08. DRESDEN - Kunsthof Gohlis
06.08. PRAG - Cafe v Lese

weitere Infos gibt's dann auch noch hier, ein wenig Musik wie immer unter diesem Beitrag:

Montag, 18. Juli 2011

Aufgemerkt: Richmond Fontaine



Der Bänkelsänger freut sich...

über ein neues Album von Richmond Fontaine. "The High Country" wird es heißen und Mitte September das Licht der Welt erblicken. Sie sind ein bisschen die ungekrönten Könige des Americana, doch auf dem letzten Album sprang der Funke nicht ganz über. Wenn da Kostbarkeiten wie "Exit 194B" vom "The Fitzgerald" im Kopf rumspuken, war das auch schwer, doch der erste bitterschwere Aufmerker des neuen Werkes namens "The Mechanic's Life" lässt hoffen. Und wenn dann doch das Albumcover ins Blickfeld kommt, passt wieder alles zusammen.

Wetten?

Samstag, 16. Juli 2011

Locas In Love



...und der Bänkelsänger auch.

Viele Worte bedarf es nicht, um "Lemming", den vierten Longplayer, der Kölner von Locas In Love zu beschreiben. Zwar könnte man hervorheben, dass "Über Nacht ist ein ganzer Wald gewachsen (das Licht am Ende des Tunnels ist ein Zug)" so geradewegs in dieses Album hineinführt, dass man, allen Scheuklappen zum Trotz und die Zitatemaschine aus dem Fenster werfend, sofort drin ist. Drin, das heißt bei "Lemming" in einem kleinen, gemütlichen aber dennoch streitbaren Kosmos, der von Stefanie Schrank, Björn Sonnenberg und Jan Niklas Jansen bewohnt wird. Man fühlt sich wohl, auch wenn mahnende Titel schon in die Irre führen können. "Es ist alles wirklich so schlimm wie es scheint" steht da. Dahinter verbirgt sich ein kleiner berechenbarer Popsong, der mit Glockenspiel und Krachgitarre trotzdem Wärme und Herzlichkeit ausstrahlt. Oder "Ist das Blut?" Fast schon provozierend steht dessen anfänglich schlichteres Gerüst wie ein Fels in der Brandung, schließlich geht nach der kurzen Einleitung dann doch noch die Post ab. Und dann "An den falschen Orten". Wäre auch kein schlechter Tocotronic-Schlager geworden, "Lemming" knüpft, wenn auch mit anderen musikalischen Mitteln textlich durchaus an "Schall und Wahn" an, ist aber persönlicher. Gerade beim Übergang in den Refrain spielen die drei Musiker Gefühls-Schere-Stein-Papier, je nach eigener Konstitution darf sich hier jeder Mal als Gewinner fühlen. Da jangelt die Gitarre und darf den süßlich-realistischen Gesang Stefanie Schranks ungewohnt kraftvoll umranken. Jetzt noch "Spoiler Warning" und dann ....nun gut, jetzt sind's dann doch noch ein paar mehr Zeilen geworden, aber zuviel verraten ist ja noch nicht. Ich lege "Lemming" jetzt einfach all denen ans Herz, die sich mit deutschem Pop/Rock/Noise/Folk anfreunden können/sollen/wollen/müssen und beschließe mit dem Verweis den Hörvorschlag:

Mittwoch, 13. Juli 2011

William Elliott Whitmore



Feld und Flur.

Er ist doch erst 33. William Elliott Whitmore klingt mindestens doppelt so alt. Was dazu führt, dass sein aktuelles Album "Field Songs" auch wunderbar vor 50 Jahren hätte veröffentlicht werden können, wäre da die nicht diese intensive, wasserhelle Produktion. Kehlig klingt Whitmore dabei, im Opener "Bury Your Burdens To The Ground" noch leicht zurückgehalten. Doch das ändert sich im Verlauf des Albums zusehends. Der Titeltrack etwa kommt schon sehr viel kraftvoller daher, es ist also so, als müsste er erst einen tiefen Atemzug voller frischer Luft nehmen, um seiner Stimme den Raum zu geben, den sie die folgenden sieben Songs nicht mehr verlässt. Frische Luft ist dazu ein gutes Stichwort. Die Songs werden nämlich, wie es der Titel des Albums verspricht, in Feld und Flur intoniert, Vogelgezwitscher und Sommerstimmung inklusive. Es ist also ein Stück Heimat, wenn Whitemore in "Everything Gets Gone" über seine vertraute Landschaft singt, in die er hineingeboren wurde, mit seinen Wäldern, Hügeln und alten Farmhäusern. Schon ziemlich idyllisch und auch schon ziemlich typisch amerikanisch kommt das daher, Kleinstadtsymbolik, den eingefriedeten Kirchhof inklusive. Zwischendurch, um das Bild des mittleren Westlers noch ein bisschen runder zu machen, greift er gar zum Banjo, ein Bächlein plätschert "Let's Do Something Impossible" voran und Whitemore erzählt noch eine weitere Geschichte. Das Bild vervollständigt sich zusehends und wandelt sich von der sepiafarbenen Erinnerung zu einem vollfarbigen Schnappschuss, tief in der Provinz Iowas, der Heimat des Sängers aufgenommen. Der Folk und Country der ersten Momente bekommt ein wenig bluesige Unterstützung und löst sich vom beschaulichen Beginn. "Will Carry On" heißt dennoch, schließlich lebt "Field Songs" zu jeder Zeit von seinem geschlossenen Vortrag, der durch die Naturaufnahmen zwischen den einzelnen Stücken lebendig bleibt. Mit Gesumm und Gebrumm leiten Insekten schließlich über zum letzten Song "Not Feeling Any Pain". Sorglos klingt da zwar anders, gelöst wirkt das aber dennoch, und irgendwie möchte man den Musiker nun gerne mal zuhause besuchen, mit ihm gemeinsam unter der Dorflinde sitzen und den Nachbarn bei der Heuernte zusehen.

Hinhören bitte:

Freitag, 8. Juli 2011

Grey Reverend



Ein flüchtiger Wanderprediger.

"Altruistic Holiday" heißt der Opener, "Road Less Traveled" das Schlussstück. Und "Of The Days" das erste Album von Grey Reverend. Auf diesem wandelt L.D. Brown auf staubigen Wegen, die dezent eingesetzte Gitarre locker über der Schulter. 
Browns Hauptinstrument ist seine eigenwillige Stimme. Karg klingt sie, fast ein wenig emotionslos und doch liegt ein Zauber darin, der sich schon in den ersten Takten des gut halbstündigen Albums manifestiert. Flüchtig und gebrochen findet sie ihren Weg über lockere angeschlagenes Gitarrenpicking. Luftig nicht erdig, wie man es von einem amerikanischen Songwriter erwarten würde, fügen sich Text und Musik zueinander. Lassen aber auch voneinander ab. Brown nutzt schließlich in seinen skizzenhaften Songs die Kunst des plötzlichen Pause. Sowohl bei "Like Mockingbirds" als auch beim schon erwähnten "Altruistic Holiday" schwächt er seinen eh schon brüchigen Gesangsstil bis hin zu kurzen Aussetzern ab, findet jedoch schnell wieder den richtigen Weg, um den zerbrechlichen Folksongs ein würdiges Weiterkommen zu bescheren. "Of The Days" verlässt dabei zu keiner Zeit die eingeschlagene Richtung. Selbst beim vorab veröffentlichten "Walk The Same" hält sich das fragile, aber um so exzellentere Gitarrenspiel im Hintergrund, nicht dass sich Brown dabei stimmlich nach vorne orientieren würde. Lediglich die Stärke der Betonung erwirkt hier eine Art Ausbrechen, das aber kaum einem Windhauch gleichkommt. Es ist kaum ein Anecken zu verspüren, welches solcher Art von Songwriterplatten sonst gerne auszeichnet und auch das Albumcover sichtlich nahelegt, und doch fühlt sich Langeweile anders an. Der "Grey Reverend" beschert einem vielmehr einen ruhigen Nachmittag, der sich fabelhaft dazu eignet, sich mal ganz zurückzunehmen und eben selbst Urlaub vom Ich zu machen.

Man höre und lehne sich dabei entspannt zurück:

Montag, 4. Juli 2011

My monthly Mixtape: Juli

Wolkig, mit Aussicht auf leichten Nieselregen, ganz selten ein paar Sonnenstrahlen. Da mag man gar nicht an Anfang Juli denken. Zeit für farbig-frenetische fünfundsiebzig Minuten. Krachlärmend, nebulös, druckvoll, anschmiegsam und haarsträubend - einige wenige Attribute die der diesmonatigen Auswahl gerecht werden könnten. Reinen Folk gibt's dieses Mal in eher homöopathischen Dosen, dafür schillernde Nachtmusik, Reminiszenzen an die 80er-Jahre, Liebeslieder und Jazzfantasien!

01. EMA - California
02. Sons and Daughters - Bee Song
03. Ulterior - Sex War Sex Cars Sex
04. John Maus - Hey Moon
05. King Dude - Harry Rag
06. David Thomas Broughton - Electricity
07. My Own Private Alaska - Where Did You Sleep Last Night
08. Matt Bauer - White Lakes
09. Bon Iver - Beth/Rest
10. Brent Cash - Don't Turn Your Back On The Stars
11. Patrick Wolf - Bermondsey Street
12. Bodies of Water - Open Rhythms
13. James Hoffman - The Oregon Song
14. Mother Falcon - Sanctuary
15. Scott Matthew - Sinking
16. Old Lost John - Regina's Bar
17. Ashcan Orchid - Red Dresses In Blue Water
18. Matana Roberts - How Much Would You Cost

Natürlich darf hier das obligate Hörbeispiel nicht fehlen, ich wähle mal etwas Unerwartetes:


Natürlich wird das Tape auch früher oder später wieder den Weg zum "Radio der von Neil Young Getöteten" finden, allerdings ist aus Zeitgründen der Juni erst seit heute auf Sendung, der sich jedoch genau so lohnt. Der Juli folgt dann mit Sicherheit in Kürze!